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Dieter Falk über sein neues Klavierbuch für moderne Kirchenmusik

Klavierspielen wie Dieter Falk? So mancher Pianist träumt sicher davon, die bekannten „Falkschen Variationen“ echter Kirchen-Evergreens nachzuspielen: Pop- und Jazz-Arrangements, ganz so, wie man sie etwa landauf, landab bei seinen zahlreichen Live-Konzerten als „Falk & Sons“ zusammen mit seinen Söhnen Paul und Max zu hören bekommt.

Nun hat der Düsseldorfer Erfolgsproduzent, Musikprofessor und „Klavierspieler des Jahres 2012“ in einer neuen Klavierpartitur 23 seiner schönsten Arrangements der bekanntesten traditionellen Kirchenmelodien zusammengestellt; von Bach, Händel, Luther und anderen.

MSI hat mit Dieter Falk gesprochen – über Noten, seine Arbeit und Klavierpädagogik heutzutage.

msi: Die meisten Klavierspieler und -schüler dürften Sie vor allem als erfolgreichen Produzenten kennen. Über Ihre Arbeit als Buchautor ist wenig bekannt. Wie ging alles los und wie entstand die Idee, Klavier-Ausgaben zu veröffentlichen?

Dieter Falk: „Ende er 80er und Anfang der 90er Jahre habe ich meine damaligen Pop Piano-Workshops in der Zeitschrift ‘Keyboards’ schon einmal gebündelt beim Voggenreiter Verlag als Buch veröffentlicht, aber in der Tat habe ich lange kein Buch mehr geschrieben, weil ich vor allem als Popmusik-Produzent und Komponist tätig war .

In den letzten zehn Jahren habe ich einige Solo-CDs , unter anderem bei Universal Music als ‘Falk & Sons’ veröffentlicht, die sich auch recht gut verkauften. Und immer wieder erreichten mich Nachfragen nach Noten in Druckausgaben. Leider hat es dafür zeitlich nie gereicht, seit zwei Jahren habe ich allerdings eine Professur an der Robert Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf für Musikproduktion und Pop-Piano und benötigte für meine Studenten Arbeitsmaterial. Die Kirchenmusikstudenten waren so die ‘Probanden’ für dieses Klavierbuch im Schwierigkeitsgrad ‘mittel’ bis ‘schwer’, das ja auch eine Pop-Klavierschule im zweiten Teil ist.“

Seit vielen Jahren sind sie als Produzent sehr erfolgreich. Was bedeutet das für Sie?

„Nach 35 Jahren in der Musikbranche als Musikproduzent, unter anderem für Pur, Patricia Kaas, Paul Young oder Monrose, hat sich mein Tätigkeitsbereich in den letzten Jahren etwas mehr zu der Komposition von Musicals zusammen mit Librettist Michael Kunze verschoben. Dafür bilde ich jetzt die nächste Generation Musikproduzenten an der Musikhochschule aus und produziere selbst fast nur noch meine eigenen Musikprojekte.

Trotz der kritischen Lage der Musikindustrie ist der Beruf des Musikproduzenten immer noch ein Traumberuf, weil er vielseitig und kreativ ist und man ständig mit spannenden Menschen zu tun hat. Das reizt mich auch heute noch.“

Ist man nach so vielen Jahren als erfolgreicher Produzent noch motiviert eine Klavierschule zu schreiben?

„Aber klar doch. Wie schon erwähnt bot sich mir mit meinen Studenten ein willkommener Anlass, endlich wieder eine Klavierschule zu schreiben und in Bezug auf unsere vielen Konzerten als ‘Falk & Sons’ wollen doch viele Leute die Titel zu Hause nachspielen.

Der Weiterbildungs-Sektor hat mich schon immer interessiert und früher habe ich zahlreiche Live-Workshops gehalten, Bücher geschrieben und Klavier-Lehrvideos gedreht.“

Inwiefern hat sich die Klavierpädagogik aus ihrer Sicht in den letzten 30 Jahren verändert?

„Klavierpädagogik vor 30 Jahren kannte fast ausschließlich nur die Klassik. Heute wollen alle Eltern aus meinem Bekanntenkreis nur noch Klavierlehrer für ihre Kids, die beides unterrichten können: Pop/ Jazz und Klassik. Zum einen deshalb, weil Ihre Kinder beispielsweise einen Lady Gaga-Hit auf dem Piano spielen wollen, zum anderen deshalb – und hier ist der entscheidende Unterschied zu den 80er Jahren: die Eltern selbst sind mit Pop und Rock groß geworden und für sie ist das Unterrichten von Popmusik oft selbstverständlich.“

Und was hat sich in ihrem vorliegenden Buch bewährt, das Sie auch niemals ändern würden?

„Als ich vor 25 Jahren meine erste Klavierschule schrieb, versuchte ich, die aus dem anglo-amerikanischen Pop und Jazz üblichen Harmonie-Erweiterungen, zum Beispiel der None, in die Workshops einzubringen. Ziel war, dass die üblichen vier bis fünf Harmonien der Standard-Popsongs so interessanter klingen und gerade am Klavier mehr Farbe bekommen. Außerdem war der Groove immer mein Haupt- Thema. Wenn etwas hakt bei dem deutschen Pianisten-Nachwuchs, dann ist es zumeist der Groove, das Rhythmusgefühl. Ich will wirklich keinem zu Nahe treten, aber es ist auffallend, dass Klaviermusik – gerade wenn sie alleine gespielt wird – oft nicht groovt. Das heißt, mein Fuß wippt nicht mit.

In dem Buch versuche ich zu den beiden Hauptfeldern Harmonik und Groove (Rhythmus) Tipps und Tricks zu geben, damit das eigene Spiel facettenreicher wird und beim Zuhörer zumindest der große Zeh mitwippt. Dazu gibt es Muster zum Begleiten von Liedern, die sicherlich auch in den nächsten 20 Jahren noch Bestand haben werden.“

Erfolgreiche Autoren stehen ja oft in der Kritik. Wie gehen Sie damit um?

„Das Buch ist noch zu frisch, aber bisher kamen nur nette Feedbacks. Wenn jemand gute Anregungen hat, nehme ich sie natürlich sehr gerne auf und versuche die nächste Auflage zu korrigieren.“

Mit welcher Art von Klaviermusik beschäftigen Sie sich besonders gerne?

„Ich steh ja total auf das Prinzip ‘aus Alt mach Neu’ . Deshalb habe ich mir – auch um meine eigenen Söhne wieder für Klassik zu begeistern – die alten Bach-Hits vorgenommen und Titel wie die d-Moll Toccata , ‘Air’ oder ‘Jesu bleibet meine Freude’ mit Rock- und Jazz-Arrangements in Verbindung gebracht. Das spielen wir live an vielen Wochenenden in deutschen Theatern und Kirchen als ‘Falk & Sons’, und das kann man dann im Klavierbuch wiederfinden. Bach war für mich sowieso der Größte: von ihm haben alle abgeguckt. Mozart genauso wie der Jazzer.“

Wie sieht denn Ihr Wochenrhythmus aus? Und wie sehen Ihre Erholungsphasen aus nach Beendigung eines Projekts?

„Ich bin ein Workaholic. Wenn meine Frau, eine Grundschullehrerin, und die Jungs, Abiturient und Medizinstudent, aus dem Haus sind, gehe ich eine Etage tiefer in mein hauseigenes Studio, wo ich komponiere, arrangiere und später produziere: Im Moment zum Beispiel ein neues Oratorium für Schalke 04, das ‘Kennst du den Mythos’ heißt. Davor habe ich Ähnliches für die EKD, die Evangelische Kirche in Deutschland, zum Thema Luther gemacht, mit einem 3000-Mann-Chor. Die Uraufführung ist am 31. Oktober in der Westfalenhalle in Dortmund. Über die Woche bin ich eineinhalb Tage an der Musikhochschule und an Wochenenden wird live gespielt. Ein Projekt geht in das nächste über und Erholungsphasen suche ich mir an den wenigen freien Wochenenden. Dann bin ich eine ‘Leseratte’ und erhole mich bei Thrillern.“

Abschließend: Würde es Sie reizen, Live-Workshops vor Publikum anzubieten?

„Früher habe ich das sehr häufig gemacht, aber aus den gerade genannten Gründen schaffe ich das leider nicht mehr.“

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Michael Herrmann ist Musikschulleiter und geschäftsführender Gesellschafter der intakt Musikinstitut gemeinnützigen GmbH in Pfaffenhofen. Er studierte Jazz-Piano und unterrichtet Klavier und Gesang, ist Gründer und ehemaliger Herausgeber von musikschule intern und ist darüber hinaus als Musiker unterwegs.

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