Foto: Screenshot aus Facebook

“An Dreistigkeit nicht zu überbieten” schreibt ein Kommentator auf Facebook. Eine andere Leserin schreibt fassungslos: “Ich teile das, weil es derart krass ist.” Doch worum geht es eigentlich? Diese und zahllose weitere ähnlich gelagerte Kommentare beziehen sich auf eine Stellenanzeige der Stadtverwaltung St. Ingbert, in der ein ehrenamtlich tätiger Musikschulleiter gesucht wird. Für eine Musikschule mit 600 Schülern und 33 Lehrern. Nein, das ist kein Druckfehler. Und leider auch kein Scherz.

Vollkommen ernst meinte die Stadtverwaltung der saarländischen Stadt St. Ingbert ihre Anzeige, die sie am 30. August in Facebook veröffentlichte. Gesucht wurde ein Musikschulleiter für die örtliche städtische Musikschule, der nebenberuflich die Musikschule leitet. Freilich nicht vollkommen ohne Bezahlung, schließlich bezahle man ja 960 EUR Ehrenamtspauschale. Unter den erforderlichen Qualifikationen nannte die Musikschule “innovative Führungspersönlichkeit mit einem erfolgreich abgeschlossenen musikpädagogischen Studium“ oder eine künstlerischen Abschlussprüfung mit zusätzlicher Leitungs-Qualifikation.

Binnen kürzester Zeit trat diese Meldung auf Facebook einen Shitstorm los, über den sogar die Saarbrücker Zeitung ausführlich berichtete (Link am Ende dieses Artikels). Auf Google und Facebook erntete die Musikschule Hunderte Kommentare, sogar das heiligste Gut eines Unternehmens, nämlich das Renomme in Form von Google- und Facebook-Bewertungen, wurde durch unzählige 1-Sterne-Bewertungen schier vernichtet.

Der Geschäftsführer des Verbands deutscher Musikschulen (VdM) Matthias Pannes äußerte sich gegenüber der Saarbrückener Zeitung, so eine Ausschreibung habe er vorher noch nie gesehen. Er gehe davon aus, dass es sich hierbei um einen Fehler der Verwaltung handeln müsse, denn eine solche Ausschreibung passe nicht zu einem Ehrenamt. Weiterhin habe eine solche Schulstruktur keine Chance im Verband der deutschen Musikschulen, so Pannes.

Die Musikschule versuchte sich kurz danach zu rechtfertigen, indem sie ihre Ausschreibung damit begründete, in der Vergangenheit sei die Leitung der Musikschule ebenfalls ehrenamtlich durch drei Musiklehrer erfolgt, die diese Tätigkeit nebenberuflich ausübten. Damit sei ja quasi bewiesen, dass dieses Modell in der Vergangenheit so funktioniert habe und somit zwangsläufig auch in Zukunft funktioniere.

msi meint: Bleibt nur zu hoffen, dass die gesamte Verwaltung der Stadt St. Ingbert in Zukunft ebenfalls auf Ehrenamt umgestellt wird.

Link zum Original Facebook-Post inclusive aller Kommentare zum Nachlesen

Link zum Artikel der Saarbrücker Zeitung

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Michael Herrmann ist Musikschulleiter und geschäftsführender Gesellschafter der intakt Musikinstitut gemeinnützigen GmbH in Pfaffenhofen. Er studierte Jazz-Piano und unterrichtet Klavier und Gesang, ist Gründer und ehemaliger Herausgeber von musikschule intern und ist darüber hinaus als Musiker unterwegs.

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