Die saarländische Stadt St. Ingbert, die vor wenigen Tagen einen Shitstorm wegen ihrer Stellenausschreibung für einen Musikschulleiter über sich ergehen lassen musste, hat den Rückzug angetreten – und es dabei noch schlimmer gemacht. In der Stellungnahme des Presssprechers der Stadt war nämlich zu lesen, dass rund ein Drittel der saarländischen Gemeinden mit kommunalen Musikschulen in dieser Art und Weise arbeiten.
Es ist fast wie in einem Lehrbuch für Slapstick-Filme: Wie trete ich in einen Fettnapf, wate darin herum und mache alles noch schlimmer. Genau das hat die Stadtverwaltung der Stadt St. Ingbert gerade gemacht: Zuerst hatte sie eine Stelle als Musikschulleiter in ehrenamtlicher Tätigkeit ausgeschrieben, die zwar mit schmalen 960 EUR in Form einer Ehrenamtspauschale vergütet worden wäre, was zu einem massiven Shitstorm in den sozialen Netzwerken geführt hat (msi berichtete).
Um dem entgegen zu treten, begründete die Stadt ihre zweifelhafte Ausschreibung damit, dass in der Vergangenheit diese Aufgabe von drei Musikschullehrern ehrenamtlich nebenbei ausgeführt worden ist, und was nun schon 20 Jahre so funktioniere, könne ja schließlich nicht schlecht sein. Als daraufhin sogar überregionale Medien über diese Ausschreibung berichteten, in deren Überschriften beispielsweise Musikschulleiter “mit Hang zur Selbstausbeutung gesucht” wurden und der Shitstorm nicht abebbte, veröffentlichte die Stadt am heutigen Dienstag eine weitere Meldung, in der sie die Ausschreibung offiziell zurückzog.
Unglücklicherweise ging diese Rücknahme der Ausschreibung einher mit einer Formulierung, die in den sozialen Medien nur für erneutes Kopfschütteln sorgte: “Der Text spiegelt das Verfahren wider, das von rund einem Drittel der saarländischen Gemeinden mit kommunaler Musikschule praktiziert wird”, so schreibt die Stadtverwaltung in dem wenig erfolgreichen Versuch, sich zu rechtfertigen. Offensichtlich war weder den Verwaltungsmitarbeitern noch der Leitung der Musikschule die Tragweite dieser Ausführung klar, denn auch hierüber ergoss sich unmittelbar danach eine Welle des Protests und Entsetzens.
Der Pressesprecher der Stadt St. Ingbert bat kurz darauf in einem gesonderten Posting darum, dass Facebook- und Google-User, die die Musikschule mit nur einem Stern bewertet haben, diese Bewertung wieder zurück nehmen mögen, da die Musikschule selbst ja nichts dafür könne, es handle sich hierbei um einen Fehler der Stadtverwaltung St. Ingbert. Zwischenzeitlich ist das Ranking der Musikschule allerdings so weit im Keller, dass eine Besserung für die nächsten Jahre eher unwahrscheinlich erscheint.
Die Initiative Art but Fair, die für faire Gagen in der Welt der Künstler känpft, zog in einem offenen Brief an die Stadt eine vergleichbare Stellenausschreibung einer anderen gleich großen Musikschule heran, in der eine angemessene Vergütung angeboten wurde. Die Stadt wiederum äußerte sich dahin gehend, dass sie nun prüfe, welche für alle Seiten verträgliche Lösung möglich sei.