Puh, was für eine Aufregung! Nachdem das Musikhaus Thomann vergangenen Freitag ein Angebot für sechs Monate Online-Musikunterricht für einen Euro bewarb – mitten während Hunderttausende Musikpädagogen um ihre Existenz bangen müssen – hat das Musikhaus souverän reagiert.

Das im Netz vielfach kritisierte Angebot wurde mit sofortiger Wirkung eingestellt und das Musikhaus versicherte in einer selbstkritischen Stellungnahme, den Musikpädagogen nicht den Kampf ansagen zu wollen. Vielmehr handele es sich um eine Marketing-Aktion, deren Ergebnis anders gelaufen ist, als geplant war.

Thomann schreibt hierzu auf seinem Blog:

Wir waren etwas erstaunt, dass so eine Empörungswelle über uns hinwegrollt. Klar hat das uns zum Nachdenken gebracht, auch über die Kritikpunkte, die uns erreicht haben. Viele beschwerten sich beispielsweise über den ungünstigen Zeitpunkt der Aktion, den wir oben als eben “günstigen” Augenblick, sogar “Chance” beschrieben haben. Andere wiederum hatten hiermit kein Problem, sondern störten sich an der Formulierung („Lernvideo“ statt „Online-Unterricht“). Eine weitere Gruppe störte sich am Preis. Das Feedback haben wir uns zu Herzen genommen und haben uns intensiv damit auseinandergesetzt. Wir tauschten uns mit vielen unserer Kunden aus, reagierten auf Mails und Kommentare und griffen zum Telefon. Vielen Dank für euer offenes und ehrliches Feedback. Wir haben stets versucht, die Stellschrauben der Aktion zu verbessern und entsprechend dem Feedback anzupassen.

https://www.thomann.de/blog/de/stellungnahme-zu-unserem-stayhome-e-learning-angebot-fuer-gitarre-piano/

Weiterhin entschuldigt sich Thomann für die Aktion:

Falls wir jemanden zu nahe getreten sind mit unserer Aktion, dann tut uns das sehr leid und wir möchten uns dafür entschuldigen. Das war zu keiner Zeit unsere Absicht.

https://www.thomann.de/blog/de/stellungnahme-zu-unserem-stayhome-e-learning-angebot-fuer-gitarre-piano/

Die gesamte Stellungnahme von Thomann können Sie unter folgendem Link lesen:

(Externer Link zu www.thomann.de)

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Michael Herrmann ist Musikschulleiter und geschäftsführender Gesellschafter der intakt Musikinstitut gemeinnützigen GmbH in Pfaffenhofen. Er studierte Jazz-Piano und unterrichtet Klavier und Gesang, ist Gründer und ehemaliger Herausgeber von musikschule intern und ist darüber hinaus als Musiker unterwegs.

6 KOMMENTARE

  1. Hallo, warum wird denn der ursprüngliche Artikel mit dem etwas reisserischen Titel “Will Thomann die Musikschulen vernichten?” jetzt auf diesen Artikel automatisch umgeleitet??? Dadurch werden auf den ursprünglichen Beitrag verlinkte Posts z.B. bei Facebook sowie die darauf geschriebenen Kommentare jetzt vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen und es ist für Leser, die diese Posts und Kommentare erst später lesen, nicht einfach nachvollziebar, was dort geschrieben wurde. Das ist ziemlich unprofessionell und intransparent. Warum lassen Sie den ursprünglichen Beitrag nicht öffentlich stehen? Der “Erfolg” liesse sich auch anders verkünden, z.B. mit einem Hinweis beim alten Artikel auf den neuen und dem Zusatz “Update” o.ä.

  2. Das war erst warscheinlich erst der Anfang. Die geschlossene Kooperation mit music2me ziehlt anscheinend darauf aus dem pluralen Angebot von Musikunterricht eine durch die Markmacht geförderte zentralisierte Nachfrage Plattform zu schaffen. Kunden von mir bangen um ihre Existenz. Musiklehrer/innen versuchen über Skype, Whatsapp und andere Plattformen etwas Einkommen zu erzielen. Mit der Strategie den Preis als Waffe einzusetzen ist schon der Musikfachhandel dezimiert worden. Mehr als 400 Händler weniger in den letzten 10 Jahren. Händler die in ihren Kommunen Steuern gezahlt haben. Dieses Prinzip der Preiswaffe auf die Musiklehrer/innen anzuwenden war der erste Dolchstoß in die Rücken der Musiklehrer/innen. Aus einem pluralen Angebot Vieler soll gestützt durch die Marktmacht ein zentraler Punkt für die Nachfrage nach Musikunterricht werden. Die geschlossenen Kooperation mit music2me dürfte strategisch langfristig dieses Ziel verfolgen! https://www.musikmedia.de/musikbranche/musikhaus-thomann-geht-kooperation-mit-music2me-ein/

  3. „Souverän reagiert“ finde ich es zwar inhaltlich, aber keineswegs auf der Zeitschiene. Das Angebot war mindestens drei Tage im Netz und hat die gesamte Zeit über für Aufregung gesorgt. Da hätte viel früher reagiert werden müssen. Falls Thomann allerdings drei Tage offline war, zeugt das für einen Online-Händler von Inkompetenz.

  4. Ich finde die Reaktionen auf dieses Angebot wirklich tief erschreckend. Mir scheint, dass bei bei der ganzen Diskussion sehr viele der Kommentierenden nicht verstanden haben, dass es sich bei dem Angebot um Tutorials (und eben NICHT um individuellen Unterricht) handelt. Tutorials, die man in dieser oder ähnlicher Form schon seit Jahren umsonst im Internet finden kann. Beispielsweise hat auch ein Peter Bursch schon vor Jahrzehnten nichts anderes in analoger Form angeboten. Ich verstehe wirklich nicht, wie man guten, zeitgemäßen Musik- und Instrumentalunterricht dadurch ernsthaft bedroht sehen kann!

  5. Viel Rauch um nichts

    Wir leben in turbulenten Zeiten. Ein Virus bringt freie Gesellschaften dazu, Kontaktverbote gesetzlich anzuordnen, Betriebe zeitweilig zu schließen und Verbote für die Ausübung des Berufes auszusprechen. Millionen Menschen fürchten um ihre Gesundheit. Doch während die meisten Menschen vor Corona wohl keine Angst zu haben brauchen, bedeutet es doch für viele tausend Menschen den sicheren Tod.

    Aber auch in Zeiten von Kontaktverboten und Ausgangssperren leisten wir es uns, über uns herzufallen. Künstler und Pädagogen wiegeln sich gegenseitig auf und ziehen gegen einen Mitbewerber in den Krieg. Dies zeigt sich durch den Shitstorm in den Sozialen Medien. Bis hin zu Morddrohungen per E-Mail.

    Egal wie man die 1-Euro-Aktion findet. Niemand sollte sich im Ton vergreifen. Und ganz nebenbei: Es handelt sich hier um Tutorials. Die gibt es bei Youtube zahlreich. Und zwar ganz umsonst.

    Fakt ist doch folgendes: Egal wie gut ein Tutorial ist, den Unterricht an einer Musikschule kann das Video nicht ersetzen. Es kann ihn lediglich bereichern.

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