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Endlich handeln – Bildungsstrategien umsetzen!

Mangelware Musikunterricht

Ein Kommentar von Susann Krieger

„Die aktuellen und künftigen Herausforderungen für die schulische Bildung werden nur zu bewältigen sein, wenn alle Beteiligten das Lehren und Lernen der Schule weiterentwickeln und den sich ändernden Gegebenheiten immer wieder anpassen.“ , sagt der Bundesverband Musikunterricht (BMU) in einem aktuellen Positionspapier. Große Worte.

Im September 2023 veröffentlichte die Kultusministerkonferenz (KMK) neue Zahlen: Sie belegen, dass die Anzahl der Schülerinnen und Schüler bis 2035 um 9,2 Prozent auf 12 Millionen steigt (Quelle: https://www.kmk.org/presse/pressearchiv/mitteilung/kultusministerkonferenz-veroeffentlicht-aktuelle-vorausberechnung-schuelerzahlen-steigen-voraussichtl.html ). Dagegen wächst die Lücke von Lehrerinnen und Lehrern. Der Erziehungswissenschaftler und emeritierte Professor für Bildungsforschung Klaus Klemm geht von 40.000 fehlenden Lehrkräften bis zum Jahr 2025 beziehungsweise 85.000 bis zum Jahr 2035 aus.

Musik ist eines der Fächer, wofür immer weniger qualifiziertes Personal ausgebildet wird. Darunter leiden Qualität und Quantität des Musikunterrichtes.
Leider sind das alles keine neuen Erkenntnisse.

Seit Jahren ist diese Entwicklung zu beobachten.
Seit Jahren klagen fachspezifische Verbände die Ist-Situation an.
Seit Jahren gibt es Ideen zur Veränderung, groß und wichtig.
Seit Jahren bleiben Ideen Ideen.

Warum ist das so?

Der BMU klagt unter anderem im jüngsten Positionspapier an:

  • Musiklehrkräfte würden zunehmend in anderen Fächern eingesetzt.
  • Musikunterricht falle aus.
  • Musikprojekte ersetzten vielfach den regulären Musikunterricht.

Der BMU fordert unter anderem:

  • Einen fachlich hochwertigen Musikunterricht im Austausch mit anderen Künsten und Fächern.
  • Ein Erstellen und Auswählen geeigneten Unterrichtsmaterials aus der gesamten Breite der Musik.
  • Einen attraktiven – an der Realität orientierten – Studiengang zur Ausbildung von Musiklehrkräften.

Und vieles mehr.
Auch das ist nicht neu.

Mir fehlen die konkreten Vorschläge zur Änderung der Ist-Situation. Es wird viel gefordert, es werden viele wichtige Worte und Sätze formuliert. Oder wie kann ich zum Beispiel diese Anforderung des BMU an eine Lehrkraft verstehen: „Initiieren und zielgerichtetes Begleiten von Reflexionsprozessen über Musik mit Bezug auf gesellschaftlich-historische Kontexte, andere Künste und außermusikalische Zusammenhänge.“ (Quelle: BMU-Positionen 6/2023)

Wie soll es also weitergehen?
Wie können Fachverbände konkret agieren?
Wie können sie Bildungspolitiker in die Pflicht nehmen? Und zwar jetzt?
Warum ist Bildungspolitik für Politiker so unattraktiv, wenn es darum geht, die nächste Wahl zu gewinnen?
Warum ist der Aufschrei und das Entsetzen über die fehlende Bildung unserer Kinder und Jugendlichen immer nur dann laut, wenn eine neue PISA-Studie veröffentlicht wird?

Wir benötigen keine weiteren Studien, die belegen, wie wichtig Musik, Musikunterricht und gemeinsames Musizieren sind. Niemand muss beweisen, dass es einen eventuellen Zusammenhang zwischen Musik und Intelligenz gäbe, der sich ohnehin nicht belegen lässt. Das alles ist nicht vordergründig wichtig und entscheidend.

Wichtig ist, über qualifizierten (Musik) – Unterricht nicht nur nachzudenken, sondern die bereits existierenden Ideen und Konzepte flächendeckend umzusetzen. Das geht nicht ohne die Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen selbst. Denn sie wollen in der Regel lernen und vor allem ernst genommen werden.

Seit Jahren fehlt der Impuls, vorhandene, klug abgestimmte Bildungsstrategien – die mit dem Hier und Jetzt zu tun haben und zugleich zukunftsweisend sind – in die Praxis zu führen.

Lasst Politiker und Vertreter der Fachverbände jetzt gemeinsam ins Handeln kommen. Es ist nie zu früh.

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Susann Krieger studierte Korrepetiton/ Musiktheater (HfM Dresden) und Rundfunk-Musikjournalismus (HfM Karlsruhe). Sie arbeitet als freie Autorin für verschiedene ARD-Rundfunkanstalten (u.a. WDR, BR, MDR, SWR) und unterrichtet Klavier. 2017 erhielt sie den Deutschen Radiopreis für die beste Reportage und wurde für den Prix Europa nominiert.

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