Kinder lieben Musik – Diese Liebe fördern und verhindern, dass sie durch finanzielle Nöte zerstört wird!

2019 wurde der Sozialfonds des Bundesverbandes der Freien Musikschulen in einen gemeinnützigen Verein ausgegliedert. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden von Kids Love Music e.V., Herrn Michael Moch

msi: Was ist Kids Love Music?

Michael Moch: Kinder lieben Musik! Diese Liebe zu fördern und zu verhindern, dass sie durch finanzielle Nöte zerstört wird, ist das große Anliegen unseres Sozialfonds.

Seit wann gibt es KLM?

Kids Love Music wurde 2013 als kleiner, aber bedeutender Zweig des damals noch gemeinnützigen „Bundesverbandes der Freien Musikschulen“, bdfm e.V. gegründet. Als dann später der Plan reifte, diesen zu einem Berufsverband umzustrukturieren und damit die Gemeinnützigkeit aufzugeben, war klar – Kids Love Music muss gemeinnützig bleiben und damit selbstständig werden. Dies geschah dann im Mai 2019. Nach wie vor gibt es eine große Nähe zum bdfm, die ihren Niederschlag nicht zuletzt auch in der Satzung findet.

Welche Ziele hat der Verein?

Wir kümmern uns um die finanzielle Unterstützung von musizierenden Kindern und Jugendlichen aus Familien, die sich die monatlichen Entgelte für den Musikunterricht nicht leisten können. Die Situation ist dramatisch. Jedes 5. Kind in Deutschland ist zurzeit von Armut betroffen und hat keinerlei Möglichkeit, an kulturellen Angeboten teilzunehmen. Man stelle sich vor, ein Kind möchte leidenschaftlich gern Violine spielen und die Eltern müssen sagen: „Wir freuen uns sehr über Deinen Wunsch, aber wir können uns die Beiträge für die regelmäßigen Geigenstunden beim besten Willen nicht leisten.“ Die Enttäuschung wäre riesig und ein Talent ginge möglicherweise verloren. Das gilt es unbedingt zu verhindern. Unser Motto lautet: „Musikalische Bildung darf nicht am Geldbeutel scheitern!“

Wer kann Mitglied in KLM werden?

Unter dem Dach von Kids Love Music gibt es neben den geförderten Schülerinnen und Schülern selbstverständlich auch „richtige“ Vereinsmitglieder. Es sind, wie in jedem Verein, Personen, die die Arbeit des Vereins durch ihren Mitgliedsbeitrag oder zusätzlich durch ihre Mitwirkung unterstützen möchten. Die Antwort auf die Frage lautet also kurz: Jede und jeder. Darüber hinaus ist jede Musikschule, deren SchülerIn gefördert wird, automatisch Mitglied.

Wen oder was fördert der Verein?

Konkret fördert der Verein, in dem er Zuschüsse zum Unterrichtsgeld im Bereich Instrumentalunterricht gewährt. Unsere Satzung schreibt vor, dass zum Kreis der Geförderten ausschließlich Schülerinnen und Schüler an Mitgliedschulen des gerade erwähnten bdfm e.V. gehören. Die Förderung soll Kindern und Jugendlichen zugutekommen und ist deshalb mit einer Altersgrenze bei 18 Jahren verbunden.

In welcher Höhe fördert der Verein?

Ein Großteil der geförderten Familien ist angewiesen auf Leistungen im Rahmen des Bürgergeldes. In diesen Fällen gewähren wir einen Zuschuss zum Schulgeld in Höhe von 40 Prozent, gedeckelt bei 30 Euro. In manchen Bedürfnislagen gibt es aber durchaus auch etwas höhere oder geringere Zuschussbeträge. Dass wir in der Lage sind, diesen hohen Prozentsatz zu gewähren, freut uns immer wieder sehr. In Kombination mit den Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabe-Paket ergibt sich in der Regel ein Zuschuss von über 50% des regulären Beitrags – Der Weg zum Instrument ist frei.

Wie kann ich einen Antrag stellen und wie lange dauert es bis zum Bescheid?

Die Antragstellung ist denkbar einfach. Mit einem Nachweis über das Ausmaß der finanziellen Nöte wendet sich die Familie an die Musikschule vor Ort (Mitglied im bdfm). Diese stellt dann den Antrag, vervollständigt durch zusätzliche Angaben und wenige Formulare, an unseren Verein – und das Geld kann nach Feststellung der Bedürftigkeit fließen. Ein Bescheid sollte in den meisten Fällen nicht länger als einen Monat auf sich warten lassen. Wer wirklich alles über die Antragstellung wissen möchte, schaut bitte einmal bei „kids-love-music.de“ vorbei.

Wer entscheidet über die Bewilligung eingegangener Anträge auf Förderung?

Eine dreiköpfige Jury, bestehend aus erfahrenen Musikpädagogen und Musikern, sichtet permanent die eingehenden Anträge, prüft sie auf Vollständigkeit und Grad der Zuschusswürdigkeit. Das Ergebnis der Beratungen geht dann zurück an die antragstellende Musikschule. Hier gilt es, einmal ganz ausdrücklich der Geschäftsstelle des bdfm, in persona Frank Korte, zu danken, die hier als Schnittstelle zwischen Musikschulen und unserem Verein fungiert.

Dadurch, dass die Jury ehrenamtlich tätig ist, schaffen wir es, die Beträge im Fördertopf von Kids Love Music zu 100 Prozent an die Familien auszahlen zu können. Wo gibt es das denn noch?

Wie finanziert sich der Verein und seine Fördergelder?

Selbstverständlich müssen die durchaus erheblichen Zuwendungen eine Quelle haben. Sie speist sich einerseits aus Spendengeldern von Unternehmen oder Stiftungen in oftmals 4-stelligem Bereich. Für diese Unterstützung sind wird überaus dankbar. Zwar ist der Verwendungszweck in höchstem Maße förderungswürdig, doch es erfordert doch ein großes Maß an Spendenakquise, um den Fördertopf gefüllt zu halten. Eine weitere Einnahmequelle sind alle Musikschulen, die in den Genuss einer Förderung ihrer Schüler kommen. Sie werden verpflichtet, sozusagen als Gegenleistung, einmal jährlich eine Veranstaltung zugunsten von Kids Love Music durchzuführen.
Diese beiden Spendenflüsse sorgen zurzeit für eine ausgeglichene Finanzierung unseres Fonds.

Was sind die größten Herausforderungen für den Verein?

Es existiert eigentlich nur eine Herausforderung: Diese eben erwähnte Quelle niemals versiegen zu lassen. Meine größte und fast einzige Sorge als Vorsitzender ist, den geförderten Schülerinnen und Schülern irgendwann einmal mitteilen zu müssen, dass der Topf leer ist und ihr Musikunterricht deshalb beendet werden muss. Das darf nie passieren – und das wird nie passieren.

Welche Ziele habt ihr euch für die kommenden Jahre gesteckt?

Es gibt an unseren Mitgliedschulen eine sehr, sehr hohe Zahl an förderungswürdigen musikalischen Talenten, die wir mit den Zuwendungen aus dem Sozialfonds niemals in ihrer Gesamtheit erreichen werden. Deren Anzahl jedoch deutlich zu erhöhen, ist das Ziel für die vor uns liegenden Jahre. Damit verbunden ist selbstverständlich eine Intensivierung der Spendenakquise. Mit etwas Glück wird dieses Interview ja von interessierten Spenderinnen und Spendern gelesen und öffnet die ein oder andere, große oder kleine Geldbörse. „Unsere“ Familien wären sehr dankbar.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Weitere Informationen zu Kids Love Music unter www.kids-love-music.de/

(C) Foto: Frank Korte